Reinhard Weiß
LAN-Kabel Tester NS/SY-468, WZ0010 (und baugleiche)

Ein vielfach angebotenes Testgerät für LAN-Kabel (RJ45/RJ12/RJ11/RJ10) ist das NS-468 bzw. seine Varianten, etwa SY-468, oder andere baugleiche OEM-Versionen (Lindy, LogiLink WZ0010 etc.). Manche unterscheiden sich noch im mitgelieferten Zubehör (Adapter Stecker/Kabel). Erstaunlich ist aber auch die Vielfalt an Kaufpreisen. Beim Direktimport aus China über eBay efortown habe ich kürzlich 2,40 EUR (inkl. Versand) bezahlt, inkl. Schutzhülle, man kann aber ebenso auch weit über 20 EUR dafür zahlen. Preisvergleiche sind also lohnend. Das Gerät schickt über jede angeschlossene Leitung sequentiell einen Prüfstrom, der die LEDs im Sender/Master (am Kabelanfang) und am Empfänger/Remote (am Kabelende) zum Aufleuchten bringt. Je nach Aderbelegung und Anzahl der verdrahteten Leitungen (max. 8 + Schirm) leuchten die entsprechenden LED nacheinander auf. Nicht Aufleuchten heißt keine Verbindung, Aufleuchten in falscher Reihenfolge heißt Adern verdreht. Soweit ist das klar und praktikabel.

NS-468

Allerdings fiel mir beim Testen auf, dass eines meiner Testkabel (6P4C) überhaupt nicht angezeigt wurde. Andere, etwa 6P2C, 6P6C, hingegen schon. Auch der Schirm eines LAN-Kabels wurde nicht angezeigt. Das hat mich schon zur Verzweiflung gebracht, weil ich mir sicher war, dass die Kabel in Ordnung sind. Nach fruchtlosen Versuchen und Untersuchungen am Kabel habe ich das Gerät zerlegt und die Innenschaltung analysiert. Es braucht gar nicht viel Arbeit, heraus zu finden, wie es funktioniert. Dazu hilft es, einen Blick auf das Datenblatt des verwendeten SAM8118 von sigamico.com zu werfen, in dem eine typische Applikation für den Kabeltester dargestellt ist (wer chinesisch lesen kann, ist klar im Vorteil, aber man kann sich auch so viel zusammenreimen). Interessant sind die Invers-Dioden D4/5/6 (Remote) bzw. D1/2/3 (Master), die für die Rückleitung eines LED-Stroms erforderlich sind. Es sind in dem Applikationsvorschlag mehrere Adern mit Dioden versehen, damit bei "jedem" zu testenden Kabel mindestens 2 davon auch verfügbar sind. Nur dann kann bei jeder zu prüfenden Ader über mindestens 1 der Rückleitungen auf diese Weise der Strom auf der Senderseite gegen Masse zurück fließen. Die nur teilweise Bestückung mit Dioden bedeutet aber, dass nicht alle Belegungsvarianten eines Kabels testbar sind. Bei einem universellen Tester sollte das jedoch schon möglich sein.

Dass das nicht der Fall ist, sieht man am Stromlauf, den ich beispielhaft für mein NS-468 (Version mit Schiebeschalter) aufgenommen habe. In roter Farbe habe ich die Bauteile markiert, die bei mir für einen universellen Tester fehlen (Invers-Dioden) bzw. die "vergessen" wurden (die Schirm-LED in beiden Geräten und 5 Brücken für RJ12 bei Remote), sowie in blau solche, die nicht bestückt wurden, weil sie wohl nicht gebraucht werden ("optional"). Interessant ist, dass für alle fehlenden Teile Einbauplätze vorhanden sind (siehe nachfolgende Bilder). Im Master müssen 6 Invers-Dioden (1N4001) und 1 LED (3 mm, grün) eingelötet werden. Hierfür sind keine Löcher gebohrt, aber Kupfer-Pads vorhanden. Man muss nur den Schutzlack abkratzen und die Löcher (0,8 mm) nachbohren. Im Remote fehlen ebenfalls 6 Dioden und 1 LED, sowie 5 Brücken. Für alle Teile sind bei diesem bereits Löcher vorhanden, da muss man nur den Schutzlack abkratzen.


Nachfolgend ein Blick auf die Leiterplatten Master bzw. Remote NS-468 im Original-Zustand.

NS-468 Master NS-468 Master

NS-468 Remote

NS-468 Remote

Die Version SY-468 sieht äusserlich genauso aus wie das NS-468, hat nur den Schiebeschalter auf der Seite. Die Schaltung ist ziemlich identisch. Jedoch ist diese Version in SMD ausgeführt, da lassen sich die fehlenden Dioden nicht mehr nachrüsten (die Schirm-LED ist aber vorhanden). Das IC (SAM8118) ist hier im SO16-Gehäuse verbaut, während beim NS-468 eine Chip-Version auf einer Sub-Platine benutzt wird.

Dass mein Kabel 6P4C zu den Kabeln gehört, die mit der Original-Bestückung nicht testbar sind, ist an Hand des Stromlaufs klar ersichtlich. Es hat die Belegung 2-3-4-5 an einem Ende und 4-5-2-3 am anderen (also die 2 Paare 2-3 und 4-5 waren vertauscht, Crossover). Beim NS/SY-468 sind aber nur die Leitungen 1, 3 und 4 mit Dioden bestückt. Bei dieser Beschaltung kann bei keiner der 4 Adern ein Rückstrom über eine Master- und gleichzeitig Remote-Diode fließen. Das kann also gar nicht gehen. Als Regel wäre da einzuhalten: Es müssen 2 von den Adern 1, 3 oder 4 auf einer Seite des Kabels verbunden sein mit 2 Adern aus 1, 3 oder 4 auf der anderen Seite (nicht unbedingt die gleiche Anordnung). Dann wäre das Kabel vollständig testbar.

Bedeutung haben die eingesparten Dioden auch bei ganz normalen Kabeln. Es ist ja Aufgabe eines Leitungstesters, bei fehlenden oder falschen Verbindungen diese auch eindeutig anzuzeigen. Das geht aber selbst bei einem normalen ISDN-Kabel, bei dem die Adern 3 bis 6 (RJ45) 1:1 verbunden sind, nicht in jedem Fall. Solange alle Adern korrekt verbunden sind, werden die LED 3 bis LED 6 nacheinander aufleuchten. Wenn aber etwa die Ader 3 unterbrochen ist oder keinen Kontakt im Stecker hat, werden beim Testen LED 3 und LED 4 dunkel bleiben und nur LED 5 und LED 6 nacheinander leuchten. Das gleiche gilt, wenn nur Ader 4 unterbrochen wäre. Der Grund ist, dass die oben genannte Regel in diesem Fehlerfall nicht eingehalten wird (dass mindestens 2 der Adern 1, 3, 4 mit einander verbunden sein müssten). Man wird dann vielleicht vergeblich nach einem Fehler bei Ader 4 (bzw. Ader 3) suchen, den es gar nicht gibt. Wenn Ader 5 oder Ader 6 unterbrochen wären, wird hingegen nur die LED der betreffenden Ader dunkel bleiben. Abhilfe wäre möglich, wenn man lediglich 1 Diode bei LED 5 oder LED 6 im Master und Remote nachrüsten würde. Dann sind einzelne Adern-Unterbrechungen beim ISDN-Kabel eindeutig lokalisierbar.

Sofern man bei einem Kabel einige oder alle Adern nicht angezeigt bekommt, sollte man also zunächst die Adernzuordnung und -belegung durch Anschauen der Stecker feststellen und an Hand des Schaltbilds (bzw. der benötigten Adern 1, 3, 4) die mögliche Prüfbarkeit klären, bevor man auf die Suche nach der Schwachstelle beim Kabel geht. Eine etwas unbefriedigende Situation für ein Testgerät. Man könnte das vermeiden, wenn man alle fehlenden Dioden (in meinem Stromlauf rot dargestellt) nachträglich einlöten würde. Dann gilt die vereinfachte Regel, dass ein zu testendes Kabel mindestens 2 funktionierende Adern haben muss, damit es eindeutig testbar ist.

Dass die Brücken und die Schirm-LED bei meinem NS-468 fehlen, ist wohl auf mangelnde Qualitätskontrolle zurück zu führen. Hier könnten Preisunterschiede gerechtfertigt sein. In Foren wird öfter beklagt, dass die Schirm-LED bei ähnlichen Geräten fehlt. Der eBay-Verkäufer hat mir auf meine Vorhaltung mit den fehlenden Brücken und LEDs hin ein neues SY-468 kostenlos zugesandt. Das hat zwar die gleiche Einschränkung mit den 3 Dioden, aber funktioniert ansonsten richtig (auch G/Schirm).

Hier habe ich eine Umbauanleitung von M. Buschmann eingefügt, der für die bei eBay vertriebene Variante zum NS-468, dem NSS-468 (in SMD-Technik), den Einbau der fehlenden Dioden beschreibt.

Und noch ein extrem preiswerter LAN Kabel-Tester RJ45/RJ12 (eBay itshotsale77 1,70 € inkl. Versand):

cable tester

Das Gerät ist sehr kompakt und arbeitet mit dem IC CD4017. Beworben wurde es mit "9 LED für Leitungstests", also RJ45 8-polig + Schirm (Anzeige "G"). Meines hat allerdings tatsächlich nur 8 LED, also für 8 Adern ohne Schirm. Denn die 9. LED (G) ist sowohl im Master als auch im Remote (wieder) gar nicht bestückt. Der Verkäufer gibt sich ahnungslos :-)

Funktionell entspricht es dem NS-468, d.h. besitzt auch nur die 3 Invers-Dioden. Auch damit gibt es also die gleichen Probleme bei ungeeigneten Konfigurationen. Vielleicht ist es auch der gleiche Hersteller, zumindest ist die beigelegte Beschreibung bei beiden gleich.

Zwar lässt sich hier die G-LED leicht nachrüsten, aber für weitere Invers-Dioden ist kein Einbauplatz vorgesehen und der zur Verfügung stehende Platz dafür ist etwas knapp.

Auf meine Reklamation wegen dieser Mängel hat mir der Verkäufer den Kaufpreis erstattet (ohne dass ich den Artikel zurück schicken müsste), was zwar nichts daran ändert, andererseits aber durchaus entgegenkommend ist.


LogiLink WZ0010

(Stand: 31.01.2015)

WZ0010Ein dem NS-468 äusserlich und innerlich sehr ähnliches Gerät ist das WZ0010 von LogiLink. Leider konnte mir die Hotline von LogiLink nicht erklären, ob das Gerät dieselben Einschränkungen hat, wie oben beschrieben. Daher habe ich das selber untersucht. Tatsächlich hat es immerhin 1 Invers-Diode mehr bestückt, so dass hier die Adern 1, 2, 3, 4 mit Invers-Dioden versehen sind. Mit diesem Tester lassen sich daher alle Kabel testen, wo zumindest 2 dieser Adern am Master mit 2 davon im Remote verbunden sind. Daher konnte ich das oben erwähnte Crossover-Kabel 6P4C damit tatsächlich testen. Hingegen gilt für das oben beschriebene ISDN-Kabel mit Unterbrechung bei Ader 3 oder 4 der gleiche Fehler wie beim NS-468.

Für die fehlenden Dioden der übrigen Adern sind immerhin auch schon Bohrlöcher vorhanden, so dass man die hier ggf. nachrüsten könnte, wenn man diese Einschränkungen vermeiden will bzw. andere spezielle Kabel testen will, die das erfordern. Im Schaltbild habe ich den von mir erstellten Stromlauf dieses Testers dargestellt, der dem vom NS-468 sehr ähnlich ist. Rot markiert sind die fehlenden Teile. Zentrales Element ist auch hier offensichtlich ein SAM8118, aber der ist mit der Chip-on-Board-Technik eingebaut und vergossen, so dass man seine Beschaltung nicht vollständig erkennen kann. Insbesondere ist der benötigte Widerstand R4 (in meinem Bild) des Oszillators nicht sichtbar, aber messbar. Vielleicht steckt er im Verguss als SMD-Bauteil. Gegenüber dem Schaltbild des NS-468 fällt auf, dass beim WZ0010 auf den Einbau einer Verpolungsschutzdiode bei der Batterie verzichtet wurde. Daher sollte man hier unbedingt beachten, die Batterie nur bei abgeschaltetem Gerät auszutauschen.

Ansonsten kann man mit dem WZ0010 alle 8 Adern und den Schirm eines RJ45- bzw. LAN-Kabels testen, und wohl auch die meisten anderen üblichen RJ45/RJ12-Kabel, wenn man die genannten Einschränkungen berücksichtigt.

Das WZ0010 ist im grauen Design und gibt es bei vielen Händlern, wobei man im Zweifelsfall nachfragen muss, ob es wirklich das original WZ0010 von LogiLink ist, denn manche Artikelbilder bei etwa eBay und Amazon sind da missverständlich. Die Preisspanne (Stand 1/2015) reicht von etwa 4 € (inkl. Versand) bis 32 € (zzgl. Versand)! Alternativ gibt es das WZ0010 auch im Set WZ0012 mit Crimpzange, Kabelschneider, LSA Auflegewerkzeug und Abisolierzange. Das kostet meist um 14 €, aber bei Völkner gab es das kürzlich sogar für 11 € (R02601), dann wieder für 20 €, aber auch ein zum Verwechseln ähnliches Set von EFB gibt es dort für derzeit 12 € (Y01136). Auch beim Set kann man für das Original bei manchen Anbietern fast 30 € zahlen.

Pollin NS-468AT (3North)

(Stand: 07.02.2015)

Eine Einschränkung haben diese einfachen Testgeräte allerdings: es gibt nur den Automatik-Modus ("normal" oder "langsam"). Zur Fehlersuche könnte es aber hilfreich sein, wenn man die Adern manuell durchtasten könnte. Es gibt etwas teurere Tester, die diese Möglichkeit bieten (ab 10 €, etwa LogiLink WZ0015).

NS-468ATBei Pollin gibt es unter der Bestellnummer 830 202 eine preiswerte Alternative, das NS-468AT (ca. 8 €, Bild links). Das Gerät sieht äusserlich ähnlich aus wie die anderen 468-Geräte bzw. das WZ0010, ist jedoch im lila Design. Der Schiebeschalter zur Funktionswahl ist bei diesem Gerät ersetzt durch eine Drucktaste mit mehreren Funktionen. Es gibt einen Automatik-Modus und einen manuellen, wo die Adern mit jedem Tastendruck weiter geschaltet werden können. Mitgeliefert werden auch Adapter für BNC-Kabel. Beim Hersteller handelt es sich um 3North (www.nengshou.com), der wohl von Pollin exklusiv vertrieben wird.

Dieses Gerät funktioniert tatsächlich am Besten von allen untersuchten Geräten und ist durch den manuellen Modus auch praktischer. Es sind alle LED bestückt (für 8 Adern + Schirm) und die 8 Adern-LED sind alle mit Invers-Dioden (1N4148) versehen (der Schirm nicht). Das bedeutet, dieses Gerät kann im Gegensatz zu den oben genannten Geräten alle Kabel testen, bei denen mindestens 2 der Adern 1 bis 8 irgendwie miteinander verbunden sind (also alle 2 bis 8-poligen Kabel, mit oder ohne Schirm). Bei der Konfiguration der Kabel gibt es daher keine Einschränkungen (Vertauschungen, Unterbrechungen). Auch das oben genannte kritische ISDN-Kabel mit unterbrochener Ader 3 (oder 4) wird korrekt angezeigt.

Von der Handhabung her ist es aber etwas komplizierter zu bedienen. Es gibt beim Automatik-Modus nur eine Geschwindigkeit, die etwas zu flott ist. Solange es 1:1 verdrahtete Kabel sind, kann man gut damit leben, aber sobald Adern vertauscht sind (etwa Crossover), muss man besser den manuellen Modus wählen. Die Taste hat Mehrfachfunktionen (Ein Auto/Manuell/Weiter/Aus), für die man unterschiedlich lang drücken muss (kurz/2 s/5 s), das ist etwas verwirrend. Zusätzlich hat das Gerät einen Summer, der beim Einschalten ertönt, ansonsten scheint der keine Funktion zu haben.

Das Gerät hat einen Verpolungsschutz, wozu 3(!) Dioden 1N4001 hintereinander geschaltet sind, etwas merkwürdig (oder soll damit die Betriebsspannung für das IC verringert werden?). Die LED sind so hell, dass Nachbarelemente etwas mitleuchten. Wenn das stört, könnte man vielleicht Papierstreifen zwischen die LED legen oder die (Rechteck-)LED seitlich mit einem Filzstift anmalen. Als Steuereinheit scheint ein kundenspezifischer Mikroprozessor eingesetzt zu werden, denn als Typenbezeichnung steht die unbekannte Bezeichnung SP130BAM auf dem DIL-Gehäuse und ein Keramikschwinger sorgt für den Takt. Zum Öffnen des Gehäuses braucht man einen Schraubendreher mit Dreieck-Klinge.

RJ50-Adapter für RJ45-Kabel-Tester, Bauprojekt 01/2015

Adapter RJ50Um auch 10-polige RJ50-Kabel (10P10C) testen zu können, habe ich mir einen Adapter entwickelt, bei dem die 2 zusätzlichen Adern gegenüber dem RJ45-Anschluss durch Umschalten prüfbar sind (Projekt 01/2015). Über ein Brückenfeld können zudem einzelne Adern unterbrochen werden, etwa um die Funktion des Testers zu überprüfen (mit einem Strommesser kann jede Ader überprüft werden, ob ein Rückstrom fließen kann, d.h. ob eine Invers-Diode bestückt ist). Außerdem habe ich den Adapter erweitert, um auch USB-Kabel testen zu können (USB-A zu USB-A, USB-A zu USBminiB, USBminiB Stecker zu Kupplung 5-polig). Ersetzt man den 10-poligen RJ50 durch einen 8-poligen RJ45, kann man die Platine auch als eine Art BreakOut-Box für RJ45 benutzen. Das Layout der Leiterplatte ist in Sprint Layout entworfen, passend für eine Halbschale des Gehäuses Strapubox 2744.

(05.09.2011 erstellt, zuletzt geändert 26.04.2021)

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